Pädagogische Normativität in der Hochschulbildung
Die Hochschullandschaft hat in den vergangenen Jahren tiefgreifende Veränderungen erlebt und befindet sich weiterhin in einem andauernden Reformprozess (siehe u.a. Baer 2007; Graf und Möller 2015). Bologna-Reform, hohe Studierendenzahlen, Exzellenzinitiative und die überwiegend schwierige finanzielle Situation stellen die Universitäten und Hochschulen einerseits vor große
Herausforderungen und haben sie andererseits nachhaltig verändert. Hochschulbildung findet nunmehr inmitten von Verwaltungsvorschriften und Reformen derselben, internen und externen Empfehlungen und Begutachtungen, Qualitätsmanagement, Berufsorientierung, Beratung, Prüfungsordnungen und Modulhandbüchern statt. Wenn die angemessene Struktur von Bildung im Fokus erscheint, ist die immer wiederkehrende Frage nach dem, was denn aus Sicht der pädagogischen Theorie richtigerweise zu tun wäre, gerade dasjenige, was innerhalb pädagogischer Praxis zu hitzigen Diskussionen führen wird. Davon ist in vollem Umfang auch die Hochschulbildung betroffen: es geht um das, was auf Strukturebene konkret getan oder unterlassen werden sollte und wie die
getroffene Auswahl (rational) begründet werden kann. Die Frage nach dem pädagogischen Sollen beschreibt die Frage pädagogischer Normen und pädagogischer Normativität. Der folgende Beitrag beschäftigt sich vor dem Hintergrund der pädagogischen Normfrage mit folgenden Fragen: Wie wirkt sich (pädagogische) Normativität auf die Organisation universitärer Bildungsprozesse aus? Welche (pädagogischen) Normen gelten für die und wirken in der Hochschulbildung?